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Robert Rechenauer Architekten

Hans-Sachs-Straße 6  80469 München  Telefon 089 236856‑0
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Station Mirabell S-Link in Salzburg
Wettbewerb 2021

Der historisch gewachsene Stadt- und Grünraum des Mirabellplatzes bleibt erlebbar. Notwendige Einbauten, Treppenanlagen und Bedachungen stärken die Wirkung der Raumkanten und binden die divergierenden Kräfte des Verkehrs.

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Oberirdisch erfolgt dies durch die pergolaartigen Aufbauten einer filigranen Stahl-Glas-Konstruktion, die nicht nur Schutz vor Wind und Wetter bietet, sondern an die klassische Gartenarchitektur erinnert und so einen thematischen Bezug zum namensgebenden Mirabellgarten herstellt. In Anlehnung an die Ornamentik der Blumenbeete des Gartens bildet die Aufsicht der Konstruktion ein großformatiges Muster, dessen florale Struktur sich auf der Platzfläche wieder spiegelt.

Über Jahrhunderte verliehen „Steinputzer“ den umliegenden Felsen auf geradezu bildhauerische Weise eine eigene Oberfläche und prägten so maßgeblich den städtebaulichen Charakter der Stadt. In freier Assoziation zur Festung, dem Mönchs- und Kapuzinerberg, sollen die Untergeschosse vom Konglomerat - dem „Stein der Stadt“ - gezeichnet sein und so von der unverwechselbaren Beschaffenheit der Stadt erzählen. Konglomerat wird dabei nicht im wörtlichem Sinn, sondern als ideelles, die Gestalt bestimmendes Bild verstanden. Das poröse Konglomerat wird in zeitgemäßen Betonwerkstein übersetzt, der den technischen Anforderungen an ein Verkehrsbauwerk dauerhaft genügt.

Allgemein angestrebt wird ein helles, freundliches Erscheinungsbild. Warten soll auf jeder Ebene Verfügen bereiten und einem die Stadt Salzburg auf immer neue Weise erschließen. Gemäß den Traditionen der Stadt lebt der Endwurf vom barocken Prinzip des steten Wechsels von räumlicher Weite und gebauter Dichte.

Entwurfsprägend ist oberirdisch das Motiv der Promenade, das als Reminiszenz an die historische „Lindenallee“ die Tradition des Flanierens wiederbelebt. Bürger wie Gäste sollen unter feingeästelten Baumkronen und filigran gestalteten Dachkonstruktionen den Mirabellplatz hinauf- und hinunterwandeln, warten, einen Imbiss nehmen oder verweilen können. In die Konstruktion werden alle funktionalen und technischen Anforderungen wie Oberleitungen, Schilder, Lautsprecher und Beleuchtung integriert. Die Pergolen werden gebildet aus aufgeklappten Schirmen, die Grabendächer bilden. Die Entwässerung und Versorgung mit Strom und Medien erfolgt über die Stützen, sodass keine Rinnen oder Installationen das äußere Bild beeinträchtigen. Nutzungseinheiten wie Trafik, Standl und WC werden als eigenständige Boxen unter die Dächer gestellt. Offene und mit Glas geschlossene Flächen sorgen an den richtigen Stellen für ausreichend Schnee-, Regen- und Sonnenschutz.

Dem Konzept ist ein Raster zugrunde gelegt, das die ober- und unterirdischen Geometrien miteinander verbindet. Die Stützen der schirmartigen Pergolen stehen nicht mittig im Feld, sondern sind exzentrisch angeordnet, wodurch in der Aufsicht, im Schattenbild oder umräumlichen Erleben analog zu einer Allee ein florales Muster entsteht. Das Motiv betont einerseits die barocke Tradition der gestalteten Freiflächen, andererseits verleiht es dem Mirabellplatz eine unverwechselbare Note.

Unterirdisch wird das Thema des natürlichen „Konglomerats“ mit dem künstlichen Material des Betonwerksteins gestalterisch weiter transformiert. Bunte Steine in unterschiedlichsten Größen, deren Farbenpracht durch gekonnten Schliff hervorgeholt werden, sorgen in den unteren Ebenen für ein dezent farbenfrohes, differenziertes Erscheinungsbild. Das geometrische Spiel der unregelmäßig geneigten Dächer am Platz wird als Prinzip für die Wandverkleidungen im Untergeschoss übernommen. „Ober- und Unterwelt“ wirken als zusammenhängendes Bauwerk.

An jeder Verteilerebene vermitteln „Lichtbrunnen“ räumlich zwischen den Ebenen. Der Fahrgast, der den unterirdischen Bahnsteig verläßt, weist das runde Okulus den Weg nach oben. Auf dem Platz zeigt es dem Gast, dass die Station darunter kein reiner Umstiegsort, sondern Teil der Stadt ist. Eine dezente, funktionale Lichtgestaltung unterstreicht die Wegeführung und betont die räumlichen Schwerpunkte auf den Verteilerebenen. Einzelne Strahler verleihen den Wandverkleidungen aus Betonwerkstein, die gegeneinander leicht gekippt sind, im Spiel von Licht und Schatten eine Plastizität.

Auslober
Salzburger Regional Stadtbahn Projektgesellschaft mbH
www.s-link.at

Verfasser
Robert Rechenauer Architekt BDA

Iuliia Aulkina
Silke Feurle
Caroline Geiger
Yekaterina Martinez Panina
David Lachermeier