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Robert Rechenauer Architekten

Hans-Sachs-Straße 6  80469 München  Telefon 089 236856‑0
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Neugestaltung der Liturgischen Orte
St. Johann von Capistran

Der Ambo ist aus massiven Bronzeprofilen und fingerdicken Tombakblechen geschmiedet. Fein gebrochene Kanten und mit dem Hammer behauene Oberflächen betonen die kubische Gesamtgestalt. Silberlot und Färbemittel veredeln die rohe Zusammensetzung der Erze und geben der Konstruktion ihr bronzenes Erscheinungsbild. Mit dem Ambo wurden auch der Gabentisch und weitere Sedilien neu geschaffen. 

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Aufgabe war, den 1960 vom Architekten Sep Ruf geschaffenen und bereits zum Denkmal erklärten Altarraum von St. Johann von Capistran in München mit den liturgischen Anforderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962-1965 gestalterisch in einen Einklang zu bringen.  

Altar und Tabernakel bilden mit ihrer massiven, in Geometrie und Material sich entsprechenden Formensprache eine Einheit, die durch den achsensymmetrischen Aufbau des Kirchengrundrisses verstärkt wird. Neben der offenen Kreisform und der Circumstanz der Kirchenbänke, die den Altarraum maßgeblich mit bestimmen, bildet das gestalterische Zusammenspiel von Altar und Tabernakel, den Nucleus des Entwurfs. Der Aufbau stellt jedoch die Eucharistiefeier in den Vordergrund und bringt den Wortgottesdienst, dessen liturgische Bedeutung im Zweiten Vaticanum gestärkt wurde, nicht ausreichend zur Geltung. Ohne Störung der denkmalgeschützten Einheit von Altar und Tabernakel sollte deshalb im Altarraum ein Ort gestaltet werden, an dem die Lesung der Epistel und die Verkündigung des Evangeliums angemessen zelebriert und gepredigt werden kann.

St. Johann von Capistran Abbildung


Die Gestaltung des neuen Ambo lehnt sich an die bronzene Metallkonstruktion des Priestersitzes und der Konzelebranten an. Die Sedilien gehen auf den Entwurf von Sep Ruf zurück und waren im Bestand noch vorhandenen. Schlanke Profile aus Bronze bilden würfelförmige Gestelle, die mit einer Sitzfläche aus gespanntem Rindsleder versehen sind. Die Sitze wurden jetzt restauriert und im Kirchenraum wieder aufgestellt. Weitere Sitze für Ministranten wurden nach dem alten Muster neu gefertigt.

Wie beim Priestersitz bilden bronzene Profile ein Gestell, auf dem ein pultförmiger Aufsatz aus „gekantetem“ Tombakblech sitzt. Es kamen hier stärkere Profile als beim Priestersitz zum Einsatz, so dass sich der Ambo mit einer kräftigeren Detailausbildung vom feingliedrigen Priesterstuhl absetzt und so im Raum die angemessene Präsenz entwickelt. Der Aufsatz mit der formalisierten Geste des Ausstreckens und Haltens zelebriert das Evangeliar. Das abstrakte Bild versteht sich als eine Reminiszenz an die Zeit vor dem zweiten Vaticanum, als Messdiener das Evangeliar bei der Verkündigung empor gehalten und so der Gemeinde die Bedeutung des Buches präsentiert haben. 

St. Johann von Capistran Abbildung


Der Ambo hat im Grundriss eine quadratische Form, die in Schnitt und Ansicht wiederkehrt. Dieses Prinzip greift die geometrische Grundform auf, die Sep Ruf, neben dem Kreis als raumbildende Urform, bei allen Einrichtungs- und Prinzipalstücken zum Einsatz gebracht hat. Das Quadrat und sein räumliches Äquivalent, der Würfel, kehrt neben den Sedilien als durchgängiges Gestaltungsprinzip beim sogenannten „Volksaltar“, dem kreuzförmigen Aufbau des Tabernakels und den Apostelkreuzen wieder.

Priestersitz und Ambo definieren räumlich eine „neue“ Querachse, welche am Altar die bestehende Hauptachse von Eingang, Altar, Tabernakel und Taufbecken kreuzt, ohne diese jedoch zu stören. Diese neue Querachse formuliert zwischen Priestersitz und Ambo eine gedachte Linie, entlang derer sich der Priester während des Gottesdienstes bewegt. Neben der bestehenden Hauptachse, die man abstrakt als „Eucharistieachse“ bezeichnen könnte, entsteht sozusagen eine zweite Achse, die man entsprechend „Wortachse“ nennen könnte. Das Zusammenspiel von Haupt- und Querachse arrondiert am Altar die im Kirchenraum angelegte Circumstanz. 

St. Johann von Capistran Abbildung

Bauherr
Erzbischöfliches Ordinariat München
www.erzbistum-muenchen.de

Pfarrverband
München Bogenhausen-Süd 

Entwurf
Robert Rechenauer
Architekt BDA

Caroline Hörger

Ausführung
Schmiede Klein & Euteneuer

Fotografie
Claudia Rehm
Achim Sass